Projektmanagement-Standards im Vergleich

Teamwork

Die wichtigsten Projektmanagement-Standards im Vergleich – welche Methode ist für das Unternehmen die Richtige?

Drei klassische Projektmanagement-Standards bestimmen zur Zeit die Herangehensweise professioneller Projektmanager in Unternehmen und Organisationen:

  • PMI – der Standard des amerikanischen Project Management Institute,
  • IPMA – oder im deutschsprachigen Raum auch: GPM – eine Methodik der International Project Management Association -,
  • PRINCE2, ein vor allem in Großbritannien und den Niederlanden verbreitete Standard.

Alle klassischen Projektmanagement-Methoden legen den Fokus auf detaillierte Spezifikationen, langfristige Planung und Strukturen. Doch auch wenn sich bestimmte Verfahrensweisen teilweise annähern, unterscheiden sich die Methoden in zahlreichen Punkten grundlegend voneinander. Da jede Projektmanagement-Methode weitreichenden Einfluss auf die Projektarbeit und die Prozessgestaltung in einem Unternehmen nehmen wird, ist deren sorgfältige Auswahl von essentieller Bedeutung für den Erfolg des Projektmanagements. Die Methode muss hierbei sowohl den Bedürfnissen und Erwartungen des Kunden als auch der Unternehmenskultur entsprechen.

PMI (PMBOK), IPMA und PRINCE2 spiegeln jeweils die Projektkulturen ihrer Ursprungsländer wider. In ihrer Gesamtheit decken sie die gesamte Spannbreite zwischen in sich geschlossenem und offenem System, zahlen- und kompetenzbasierter Unternehmenskultur ab.

PMBOK: Globaler Standard

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Die auf den standardisierten Prozessen und Werkzeugen des PMBOK® Guide basierende Methode des PMI ermöglicht es, die Prioritäten, Tiefe und Intensität des Projekts situationsabhängig in den verschiedenen Bereichen variabel festzulegen und so ein maßgeschneidertes Projektmanagement für das Unternehmen zu gestalten. Das amerikanisch geprägte PMI ist durch eine starke Orientierung an Geldwerten und Leistungszahlen sowie eine hohe Skalierbarkeit gekennzeichnet. Die starke Fokussierung auf skalierbare Parameter bringt viel Transparenz in ein Unternehmen, setzt dabei jedoch die Offenlegung zahlreicher Daten voraus. Dies kann in deutschen Unternehmen unter Umständen für Irritationen sorgen. Vor- und Nachteile der Anwendung von PMI sind daher sorgfältig abzuwägen.

IPMA: Deutsche Gründlichkeit

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Einer der im deutschen Sprachraum gebräuchlichsten Projektmanagement-Standards ist der IPMA der GPM. zeichnet sich ebenso wie PMI durch ihren Werkzeugkastencharakter aus. Zahlenbasierte Parameter nehmen eine untergeordnete Rolle ein, ebenso steht die Skalierbarkeit weniger im Fokus. Im Zentrum der Methode steht hingegen der Mensch: Die Führungskraft und die Projektbeteiligten mit ihren individuellen Kompetenzen werden in den Vordergrund gestellt. Die Möglichkeit, Aufgaben anzupassen und kompetenzbasierte Entscheidungen zu treffen, ist bei IPMA am stärksten ausgeprägt.

PRINCE2: Bewährter Klassiker

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Verglichen mit den anderen Projektmanagement-Standards definiert der englische Standard PRINCE 2 stark die Rollen von Projektmitarbeitern, Stakeholdern und Führungskräften. Es handelt sich um eine geschlossene Systematik mit strikten Anweisungen, denen Projektmanager und -mitarbeiter genau zu folgen haben. Bis hin zum Top-Management haben sich auch die Stakeholder den Vorgaben von PRINCE2 anzupassen, wodurch mitunter viel Konfliktpotential entsteht. Freiräume für die individuelle Profilierung einzelner Mitarbeiter bestehen kaum. Wenngleich der Standard mit einem hohen Implementierungsaufwand einhergeht, so bietet er doch auch zahlreiche Vorteile: Aufgrund der klaren Vorgaben der Methodik verfügen die Projekte mit PRINCE2 über viel Selbstlauf – das Management interveniert nur in Ausnahmesituationen.

Vor allem Unternehmen der Informations- und Telekommunikations­technologie-Branche passen infolge des hohen Innovationsdrucks ihre Projekt­management­praxis im Rahmen der Entwicklung neuer Produktkategorien an. Dabei setzt sich zunehmend ein hybrider Ansatz durch, der klassische und agile Projektm­anagement­prinzipien verbindet. Damit kann flexibler auf fortlaufende Änderungs­anforderungen reagiert werden und die Projekt­dauer deutlich verkürzt werden. Die Methode Scrum findet zunehmend auch in größeren Vorhaben Anwendung (siehe auch der Begriff “Scum of Scrums“).

SCRUM – Agiles Projektmanagement als Alternative oder Ergänzung zu den klassischen Methoden

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Die wesentlichen Prioritäten des agilen Projektmanagements liegen – in Abgrenzung zu den klassischen Projektmanagement-Standards – auf Individuen und Interaktionen, funktionierenden Produkten und der Zusammenarbeit mit dem Kunden. Werkzeuge, Prozesse, Dokumentationen und Vertragsverhandlungen spielen hingegen eine eher untergeordnete Rolle. SCRUM als die zur Zeit bekannteste agile Projektmanagement-Methode setzt dabei auf eine möglichst kurze Entwurfsphase und die anschließende regelmäßige Lieferung von funktionsfähigen und qualitätsgesicherten Zwischenprodukten in kurzen Zeitabständen. Hierzu werden bereits im Anschluss an die Festlegung des Projektrahmens und erster Anforderungen mehrfache kurze SPRINTS durchgeführt.  Hier werden die Anforderungen an die Zwischenprodukte analysiert, dann folgen Design, Umsetzung und Test. Diese Herangehensweise ermöglicht ein schnelles Feedback zwischen den Projektbeteiligten sowie eine flexible Anpassung der Umsetzung sowie, soweit erforderlich, der Zielsetzung.

Die Wahl der richtigen Methode

Der für das Projektmanagement gewählte Standard muss zwingend zu den Erfordernissen und der Unternehmenskultur des Kunden passen.
Unter anderem folgende Fragen sind bei der Auswahl der Methodik hilfreich:

  • Wird eine offene Unternehmenskultur gepflegt, die auf Vertrauen basiert?
  • Welches Führungsverständnis ist im Unternehmen vorherrschend?
  • Wie wird Leistung im Unternehmen gemessen?
  • Kann das Projektziel zum Start des Projektes bereits genau festgelegt werden?
  • Wie prozessgetrieben sind die Projekte?
  • Wie maßgeblich sind Kennzahlen für die Arbeit im Projekt?

Zertifizierungen: GPM/IPMA, PMI/PMBOK und APM/Prince 2

Projektmanagement ist in Behörden, Unternehmen und Organisationen längst eine gängige Arbeitsform geworden. Projektmitarbeiter und -leiter mit unterschiedlichster Erfahrung und Qualifizierung stellen welt- und bundesweit ihr Methodenwissen in den Dienst der Zielerreichung. Letztlich entscheidet der Erfolg. Neuerdings jedoch rückt das Berufsbild des Projektmanagers stärker in den Fokus kritischer Betrachtung: Was genau zeichnet professionelles Projektpersonal eigentlich aus? Wie lässt sich feststellen, ob der Projektmanager tatsächlich über profundes Wissen in Bezug auf einen der bekannten Projektmanagement-Standards verfügt?

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Was zunächst nur nach einer neuen Einkommensquelle für die Fachverbände aussah, gewinnt für Unternehmen und Projektmanager immer stärker an Bedeutung:
Die Möglichkeit, die individuelle Projektmanager-Kompetenz durch eine unabhängige Stelle testen und zertifizieren zu lassen. Vorteile lassen sich sowohl für die Unternehmen und Projektauftraggeber als auch für die Projektmanager selbst erkennen: So können die Projektauftraggeber sicher sein, einen Fachmann mit fundiertem Methodenwissen unter Vertrag genommen zu haben. Bessere Projektergebnisse und effizientere Projektprozesse sind zu erwarten. Das Unternehmen, dem das Projektpersonal angehört, weiß aufgrund einer Zertifizierung um die Qualifikation seiner Mitarbeiter und kann so Qualitätsstandards setzen und dokumentieren. Dies bringt nicht nur einen Imagegewinn sowie deutliche Vorteile gegenüber den Mitbewerbern. Auch intern ermöglicht es eine gezieltere Personalentwicklung.

Drei Fachverbände bieten derzeit in Deutschland die Möglichkeit einer Zertifizierung an:

  • Die GPM (Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.), die den deutschen Teil der weltweit agierenden IPMA (International Project Management Association) darstellt,
  • das amerikanische PMI (Project Management Institute) und
  • die APM Group (Association for Project Management Group).

Anerkannte Trainer und Institute qualifizieren die Projektmanager zunächst nach der jeweiligen Methodik und bereiten sie auf die entsprechenden Prüfungen vor. Allerdings unterscheiden sich die Zertifizierungsverfahren der einzelnen Verbände sowohl in der Methodik als auch in den Zertifizierungsstufen und in den Kosten. Auch differiert ihr Verbreitungs- und Bekanntheitsgrad im In- und Ausland. Es ist daher dringend anzuraten, sich zuvor ausführlich mit den verschiedenen Verfahren und deren jeweiligen Vor- und Nachteilen auseinanderzusetzen.

GPM-Zertifizierung

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Das von der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement angebotene Zertifikat ist von allen Projektmanagement-Standards der bekannteste in Deutschland. Es umfasst insgesamt vier verschiedene Zertifizierungsstufen, vom Mitarbeiter im Projektbüro –Level D– bis zum Certified Project Director mit fünf Jahren Erfahrung im Mehrprojekt- und Programm-Management –Level A. Der von der GPM angewandte Prozessmanagement-Standard (ICB – IPMA Competence Baseline) beschreibt nicht nur Projektmanagementswissensgebiete, sondern stellt auch eine allgemeine Struktur der Projektmanagement-Kompetenz zur Verfügung. So gewährleistet das Zertifikat der GPM eine umfassende Auseinandersetzung mit allen Themengebieten des Projektmanagements und rückt dabei die Qualifizierung der Person in den Fokus. Unternehmensintern kann der Personaleinsatz und die Personalentwicklung gut an dem vierstufigen Zertifizierungssystem festgemacht werden. Nachteilig an dem Zertifikat ist der hohe Zeitaufwand und die im Verhältnis zu den anderen Verfahren höheren Gebühren. Eine Zertifizierung ist nicht obligatorisch.

PMI-Zertifizierung

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Das Project Management Institute ist der weltweit führende Fachverband, woraus der hohe internationale Bekanntheitsgrad des Zertifikates resultiert. Die PMI zertifiziert nach der Prozessmanagement-Methodik des PMBOK® Guide. Es wird in drei Stufen zertifiziert: Einsteiger, Studenten und Projektmitarbeiter mit Hochschulstudium und ersten Projektmanagementerfahrungen sowie grundlegenden Kenntnissen in der Terminologie und in den PM-Prozessen können den Abschluss Certificated Associate in Project Management (CAPM) erhalten. Projektmanager mit Berufserfahrung und fundierten Kenntnissen in der Projektleitung qualifizieren sich für das Zertifikat des Project Management Professional (PMP). Projektmanager mit Erfahrungen im Multiprojektmanagement erhalten schließlich das Zertifikat des Program Management Professional (PgMP). Der Lehrgang wird flexibel gestaltet und verfügt über ein prozesshaftes Verständnis des Projektmanagements, was eindeutig als Vorteil gewertet werden kann. Leider wird die Zertifizierung nur in Testingcentern im Multiple Choice Verfahren durchgeführt. Die Zertifizierung steht bei dem Verfahren der PMI im Vordergrund.

PRINCE2-Zertifizierung

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Die schließlich von der Association for Project Management Group zertifizierte Projektmanagement-Methode Prince 2 findet in mehr als 50 Ländern weltweit Anwendung. Die Rechte liegen bei der AXELOS Ltd., vormals Office of Government Commerce (OGC). Prince 2 steht für Projects in Controlled Environments und wird vornehmlich in Großbritannien und in den Niederlanden eingesetzt. Die APM Group bietet zwei Abschlüsse an: Grundlagen (Foundation) für Einsteiger mit ersten Erfahrungen und ersten Kenntnissen in der Terminologie und den Prozessen des Projektmanagements. Praktiker (Practitioner) treffen Entscheidungen in Projekten und berichten dem Steuerkreis. Der Vorbereitungsaufwand für das Prince 2- Zertifikat ist recht gering, auch ist die Organisation des Zertifizierungsverfahrens einfach gehalten. Ein weiterer Vorteil ist die Trennung von Kurs und Prüfung. Nachteilig ist das wie bei der PMI ebenfalls nur eindimensional gestaltete Prüfungsverfahren.

Von der Theorie in die Praxis

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Weitere Informationen

Lesen Sie mehr über wie man einfach ein Pflichtenheft erstellt und bekommen Sie eine Übersicht über Projektmanagement Methoden hier.

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